https://oekl-bauen.at » Bergmilchvieh » Baulösungen » Allgemeine Erkenntnisse » Nachhaltigkeit

 

EIP Projekt

 

Berg-

 

Milchvieh

 
funded by

 

Nachhaltigkeitsbewertung

ANGEWANDTE METHODE

Der Nachhaltigkeitsbewertung kommt eine immer größere Bedeutung zu. Neben der Betrachtung des Tierwohls und der Wirtschaftlichkeit finden Auswirkungen auf die Umwelt mehr Platz in der landwirtschaftlichen Diskussion.

Im Rahmen dieses Projekts wurde eine Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit der Umbaumaßnahmen auf 7 Betrieben durchgeführt. Neben dem Umbau wird auch der Stallbetrieb inkl. Wirtschaftsdüngermanagement mitberücksichtigt, da diese Prozesse miteinander verbunden sind.

Die Nachhaltigkeitsbewertung wurde mittels Ökobilanzierung durchgeführt. Damit wird der gesamte Lebensweg von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und die Anwendung bis zur Entsorgung oder Wiederverwertung der Rohstoffe betrachtet. Wegen der häufigen Weiternutzung von Stallgebäuden wurden Abbruch und Entsorgung von Baurestmassen nicht berücksichtigt.

Die Ergebnisse werden für die Wirkungskategorie „Treibhausgaspotenzial“ dargestellt, da diese für dieses Projekt am aussagekräftigsten ist. Alle weiteren Ergebnisse sind auf der Homepage des Projekts nachzulesen.

Beim Wirtschaftsdüngermanagement spielen die Emissionen von Methan und Lachgas eine wesentliche Rolle für das Treibhausgaspotenzial, die Ammoniak-Emissionen fließen vor allem in andere Umweltwirkungen ein.

Für die Ammoniakemissionsbewertung aller Projektbetriebe wurde das Programm „Agrammon“ verwendet. Hingegen wurden für die Nachhaltigkeitsbewertung nur einige Projektbetriebe bewertet und Emissionsfaktoren im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsdüngermanagement aus der Literatur herangezogen. Deshalb sind die Ergebnisse nicht direkt miteinander vergleichbar.

In diesem Projekt gehen die Bereiche Fütterung, Methan-Emissionen aus der Verdauung der Rinder und Aufzucht nicht in die Bewertung ein. Bezugnehmend auf das gesamte Treibhausgaspotenzial der Milcherzeugung nehmen der Stallbau und -betrieb (ca. 3-5 %) und das Wirtschaftsdüngermanagement (ca. 16-22 %) nur rund ein Viertel der gesamten Emissionen ein, rund 3 Viertel entfallen auf die Fütterung und die Methan-Emissionen aus der Verdauung der Rinder (die in diesem Projekt nicht bewertet wurden).

 

ERGEBNISSE

Das Treibhausgaspotenzial ist für die ausgewählte Prozesskette bei allen Betrieben nach dem Umbau gestiegen (zw. 4 und 90 %). Treiber der Erhöhungen ist das Wirtschaftsdüngermanagement. Hier wirkt sich der bei den meisten Betrieben höhere Flüssigmistanteil nach dem Umbau aus (z.B. Umstellung von Festmist/Jauche­-System auf Güllesystem). Die Treibhausgas-Emissionen beim Festmist fallen in der Regel geringer als bei Gülle aus. Ein höherer Weideanteil senkt das Treibhausgaspotenzial. Der Stallbau trägt zu einem geringeren Anteil zu den Umweltwirkungen bei. Beim Stall(um)bau und -betrieb fällt zwar eine große Summe an Treibhausgasemissionen an, da diese jedoch auf eine 50-­jährige Nutzungsdauer und auf alle Tiere im Stall aufgeteilt werden, sind sie pro GVE-Platz und Jahr vergleichsweise niedrig.

 

Systembild

Download

Systembild für die Nachhaltigkeitsbewertung: Die gestrichelte Linie zeigt die Systemgrenze. Prozesse innerhalb der gestrichelten Linie wurden mitberücksichtigt, Prozesse außerhalb wurden weggelassen, da sie für die Fragestellung in diesem Projekt nicht relevant sind.

 

Grafik1

Treibhausgaspotenzial der sieben Betriebe in kg CO2-­Äquivalente pro GVE-­Stallplatz und Jahr, jeweils vor (alt) und nach dem Umbau (neu).

 

Grafik2

Treibhausgaspotenzial der 7 Betriebe in Prozent, jeweils vor und nach dem Umbau. Die Ergebnisse von vor dem Umbau („Situation alt“) werden mit 100 % angegeben, die Ergebnisse nach dem Umbau („Situation neu“) zeigen die relativen Veränderungen der Emissionen im Vergleich zur Ausgangssituation.

 

DIE SECHS BEISPIELE

Betrieb Klingenschmid

Das Treibhausgaspotenzial erhöht sich nach dem Umbau im geringsten Ausmaß aller betrachteten Betriebe, da der Zubau des Auslaufs mit geringem Materialeinsatz erfolgt ist und das Wirtschaftsdüngersystem (Mist/Jauche­-System) unverändert blieb. Allgemein liegt der Betrieb auf niedrigem Emissionsniveau. Das abgedeckte Lager der Jauche, das seltene Aufrühren sowie die Weidehaltung an 120 Tagen jährlich wirken emissionsmindernd.

Betrieb Schlaffer

Die Erhöhung des Treibhausgaspotenzials nach dem Umbau wird mit erhöhtem Gülleanteil und dem weitläufig ausgestalteten Auslauf erklärt. Eine größere Fläche erhöht grundsätzlich die Emissionen. Aus Tierwohlsicht ist diese Fläche trotzdem zu empfehlen, wenn sie häufig gereinigt und v.a. im Winter genutzt wird. Emissionsmindernd wirken die einfache, materialsparende Bauweise und die Weidehaltung halbtägig an 200 Tagen im Jahr.

Betrieb Rosner

Es wurde von einem Anbindestall mit Mist/Jauche­-System zu einem Liegeboxenlaufstall mit Güllesystem und großzügigen Auslaufflächen umgebaut. Durch diese Änderungen verändert sich das Treibhausgaspotenzial von niedrigem zu vergleichsweise hohem Niveau. Auch der Stallbau wirkt erhöhend, da die Altbauten (2009 und 2014) emissionstechnisch noch nicht abgeschrieben sind. Auch der Umbau gestaltete sich aufwendig, mit hohem Materialeinsatz. Emissionsmindernd wirken die Weidenutzung an 180 Tagen jährlich und das abgedeckte Güllelager.

Betrieb Kubin

Das Treibhausgaspotenzial steigt nach dem Umbau, da von einem Festmist/Jauche-System auf Güllesystem umgestellt wird. Hier zeigen sich auch die Wechselwirkungen zwischen den Umweltwirkungen und der Arbeitssituation. Die Arbeitssituation hat sich spürbar verbessert. Im Bereich des Wirtschaftsdüngermanagements wirken die feste Abdeckung der Güllegrube, das seltene Aufrühren der Gülle und die Weidehaltung an 150 Tagen jährlich emissionsmindernd. Beim Stallbau ist das Treibhausgaspotenzial durch den geringen Materialeinsatz beim Umbau geringer als bei der Alt-Situation.

Betrieb Steiner

Das Treibhausgaspotenzial ist auf niedrigem Niveau. Dieses erhöht sich nach dem Umbau leicht aufgrund der höheren Auslauffläche. Hier zeigen sich wieder die Wechselwirkungen mit dem Tierwohl. Emissionsmindernd wirken sich das abgedeckte Güllelager, das seltene Aufrühren der Gülle sowie die 150 Weidetage aus.

Betrieb Gabbichler

Mit dem Umbau vom Anbinde- zum Laufstall bleibt das Wirtschaftsdüngersystem mit Gülle unverändert. Die höheren Treibhausgas-Emissionen pro Tierplatz und Jahr nach dem Umbau ergeben sich aus der größeren Fläche beim Laufstall, wo auch mehr Emissionen von Ammoniak, Lachgas und Methan anfallen. Das Treibhausgaspotenzial vom Stallbau und -betrieb bleibt auf einem ähnlichen Niveau. Die höheren Treibhausgas-Emissionen der aufwendigen Bauweise (bedingt durch extreme Steillage) werden durch die höhere Kuhanzahl ausgeglichen. Allgemein liegt das Treibhausgaspotenzial auf hohem Niveau. Emissionsmindernd wäre noch mehr Weidehaltung.

Betrieb Prodinger

Das Treibhausgaspotenzial erhöht sich nach dem Umbau nur in geringem Ausmaß. Das Wirtschaftsdüngermanagement ändert sich vom Anbindestall zum Tieflaufstall. Der hohe Festmistanteil bleibt erhalten. Emissionsmindernd wirken sich die 180 Weidetage aus. Beim Stallbau sinkt das Treibhausgaspotenzial, da viel Holz und wenig Beton verwendet und eine einfache Bauweise gewählt wurde. Auch beim Stallbetrieb sinkt der jährliche Strombedarf.

 

FAZIT

Ein Umbau/Neubau führt zum Anstieg der Treibhausgas-Emissionen aus Stallbau, Stallbetrieb und Wirtschaftsdüngermanagement. Die Emissionen pro Tierplatz steigen aber vertretbarem Ausmaß.

Der Umbau ist v.a. aus Tierwohlgründen gerechtfertigt. Aus Umweltsicht muss dabei auf Wirtschaftsdüngermanagement und Weideanteil geachtet werden.

Bei Voraussicht bei der Planung ist es möglich, dass mit dem Umbau die Treibhausgas-Emissionen gesenkt werden. Das Treibhausgaspotenzial kann bei Weiternutzung bestehender Altbauten gering gehalten werden. Zudem ist der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen wie Holz zu forcieren.

Bezugnehmend auf das gesamte Treibhausgaspotenzial der Milcherzeugung nehmen der Stallbau und -betrieb und das Wirtschaftsdüngermanagement nur rund ein Viertel der Summe ein, rund drei Viertel entfallen auf die Fütterung und die Methan-Emissionen aus der Verdauung der Rinder.

Abschließend ist es wichtig, die Wechselwirkungen zwischen den Umweltwirkungen, dem Tierwohl und der Arbeitssituation zu berücksichtigen. Hier ist abzuwägen, welche Optionen für eine gesamthafte Bewertung am sinnvollsten sind.
 

Tipp

"Weidehaltung wirkt emissionsmindernd."

 

Ausgewertete Umweltwirkungen

Treibhausgaspotenzial

(Beitrag zum Klimawandel)

Eutrophierungspotenzial

(Anreicherung von Nährstoffen in Wasser und Böden)

Versauerungspotenzial

(der Gewässer und der Böden)

fossiler Energieverbrauch

terrestrisches Ökotoxizitätspotenzial

(schädliche Wirkung auf die Umwelt)

 

Literatur