EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Liegeboxen in extremster Hanglage
BETRIEB GABBICHLER
Wenn wir auf der Suche nach einem Betrieb mit wirklich steiler Hoflage sind, werden wir hier fündig. Dort hilft auch kein Blick berg- oder talwärts. Auch vor und hinter dem Stall wird es nicht besser. Es bleibt nichts anderes übrig, als mit der vorgegebenen Situation zu arbeiten.
Baumaßnahme (2018)
Aufgrund der extrem steilen Hanglage wurde der Laufstall als einreihiger Liegeboxenlaufstall konzipiert. Im Bereich des Zubaus wurde der darunterliegende Freiraum als Güllekeller ausgebaut und dabei auf sechs Betonstützen gestellt; eine kleine statische, aber auch technische Höchstleistung. Es wurden keine Kompromisse eingegangen, das Ergebnis überzeugt in allen Bereichen, sowohl was das Tierwohl anbelangt, als auch die Erleichterungen in den Arbeitsabläufen.
Umbaulösungen dieser Art erfordern vor allem sehr viel Zeit für die Planung, denn solche stimmigen Ergebnisse kommen nicht gleich beim ersten Beratungstermin zustande. Es müssen viele Varianten besprochen, abgewandelt, aber auch wieder verworfen werden. An diesem Beispiel sieht man gut, dass die eher als ungünstig beurteilten Systeme, in diesem Fall der Güllekeller, in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll sein können, weil sie die einzig mögliche Lösung darstellen.
Schnitt
Grundriss
Wechsel zwischen vorher und nachher durch Klick auf den Grundriss
Tierwohl
Haltung
Die Tiere nehmen das Grundfutter am Fressgitter auf, das nach vorne geneigt ist und über eine ausreichende Fressplatzbreite verfügt. Mehr als ein Fressplatz pro Tier steht zur Verfügung. Die Tiefboxen, die mit Gülleseparationsmaterial befüllt sind, stellen einen komfortablen, weichen, rutschfesten und sauberen Liegebereich für die Milchkühe dar. Die Wasserversorgung wird durch Trogtränken gewährleistet. Da es sich um einen Offenfrontstall handelt, entsprechen Licht- und Luftverhältnisse den Bedürfnissen der Milchkühe. Die Kraftfuttervorlage erfolgt über einen Transponder.
Management
Auf Sauberkeit der Fütterungseinrichtungen, Tränken, Bewegungsflächen und im Liegebereich wird besonders geachtet. Alle Bereiche wurden als sauber eingestuft. Bei den erhobenen Tiergesundheitsparametern wurden mittlere Bewertungspunkte erzielt. Auf eine sehr gute Mensch-Tier-Beziehung sowie regelmäßige Pflegemaßnahmen wird großer Wert gelegt.
Tier
Bei der tierbezogenen Bewertung schnitt der Betrieb sehr gut ab. Für Sauberkeit, Klauen, Haut und Haarkleid, Ernährung und Lahmheit erreichte er die Höchstpunkteanzahl. Hautschäden und Gelenksveränderungen wurden bei sehr wenigen Tieren festgestellt.
Gesamt-Index
Der Betrieb punktete vor allem durch beste Voraussetzungen in den Bereichen Management und Tier. Im Bereich Haltung wäre noch ein Verbesserungspotenzial auf hohem Niveau gegeben, wenn zusätzlich Auslauf und/oder Weide angeboten werden würde.
Ammoniak-Emissionen
Emissionserhöhend
wirken das eher hohe Leistungsniveau, das häufige Aufrühren der Gülle unterhalb des Spaltenbodens und die mineralische Stickstoff-Düngung mit Harnstoff.
Emissionsmindernd
wirken besonders die erhöhten Fressstände, aber auch die Gülleverdünnung mit Wasser im Verhältnis von 1:0,8 und die Gülleseparierung.
Verbesserungspotenzial
Aus emissionstechnischer Sicht stellen die Weidehaltung und der Ersatz des Harnstoffdüngers eine emissionsmindernde Maßnahme mit 4,5 kg geringeren N-Emissionen/Tier und Jahr dar.
Betriebswirtschaftliche Beurteilung
Investitionskosten
Der Betrieb investierte in den neuen Milchviehstall auch mit dem Ziel, den Bestand an Milchkühen inkl. Nachzucht zu vergrößern, und es gelang ebenso, die tatsächlich verkaufte Menge Milch pro Kuh zu erhöhen. Die Bruttoinvestitionssummen beliefen sich für den Bereich der Milchkühe auf 262.000 Euro und für das Jungvieh auf 63.500 Euro. Diese Kosten konnten mit einer Investitionsförderung abgefedert werden. Dadurch ergeben sich Investitionskosten pro Kuhplatz inkl. Nachzucht vor Abzug der Investitionsförderung von 12.500 Euro. Nach Abzug der Investitionsförderung ergeben sich Investitionskosten je Kuhplatz von 9.100 Euro.
Stallarbeitszeit
Die tägliche Stall- und Melkzeit erhöhte sich leicht. Dies ist sicherlich auf die höhere Anzahl an Kühen zurückzuführen, denn die Gesamtarbeitszeit pro Kuh konnte sowohl mit als auch ohne Berücksichtigung der Nachzucht doch deutlich gesenkt werden. Das Ziel der Arbeitserleichterung je Kuhplatz wurde damit erreicht. Legt man die Investitionskosten je Kuhplatz nach Abzug der Investitionsförderung auf die reduzierte Arbeitszeit je Kuhplatz inkl. Nachzucht um, so betrugen die Investitionskosten pro Stunde reduzierter Arbeitszeit 910 Euro.
Tipp von Betrieb zu Betrieb
"So viele Betriebe wie möglich besichtigen, man lernt immer dazu!"
Oststeiermark | Almenland |
konventionell, Haupterwerb |
1.100 m Seehöhe, |
sehr steile Hofstelle |
51 ha, davon 21 ha Wald |
Tiere |
vorher |
nachher |
Milchkühe |
18 |
26 |
Kälber |
5 |
8 |
Jungrinder |
12 |
15 |
Zuchtkalbinnen |
2 |
2 |
tatsächlich abgelieferte Milch |
vorher |
nachher |
kg je Kuh |
8.050 |
8.460 |
Stunden Arbeitszeit |
vorher |
nachher |
je Kuh pro Jahr ohne Nachzucht |
32 |
28 |
je Kuh pro Jahr mit Nachzucht |
52 |
42 |
Stall und Melken pro Tag |
2,6 |
3,0 |
Um- und Zubau auf Liegeboxenlaufstall |
|
Brutto-Investitionskosten für Milchkühe |
€262.000 |
Brutto-Investitionskosten für Jungvieh |
€63.500 |
Investitionsförderung |
€89.000 |
Brutto-Stallplatzkosten pro Milchkuh inkl. Nachzucht |
€12.500 |
Investitionskosten je reduzierter Arbeitsstunde pro Kuhplatz inkl. Nachzucht |
€910 |
Tierwohlpotenzial nach Umbau in Punkten von 100 |
|
Haltung |
76 |
Management |
85 |
Tier |
99 |
Gesamt-Index |
89 |
N-Emissionen nach Umbau in kg N pro Tier und Jahr |
|
Stall |
10 |
Lagerung |
3 |
Ausbringung |
29 |
Weideeffekt |
2 |
Summe |
44 |