EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Stallbau und Tierwohl
TIERWOHL DURCH
- ausreichend Bewegungsflächen
- artgemäßes Futter- und Wasseraufnahmeangebot
- komfortable Liegeplätze in ausreichender Anzahl
- helle, luftige Umgebung
- gezielte Managementmaßnahmen und beste Tierbetreuung
- Zugang zu Weide und Auslauf wertet Tierwohl in jedem Fall deutlich auf!
Tierwohlsteigerung durch Baumaßnahme
Auf 7 Praxisbetrieben wurde das Tierwohl sowohl vor als auch nach der Baumaßnahme erhoben. Im Zuge des Umbaus wurde der Kuhbestand von durchschnittlich 13 Kühen auf 16 Kühe aufgestockt. Auf 4 Betrieben fiel die Entscheidung, von Kombinationshaltung auf Laufstallhaltung umzustellen, 3 Betriebe investierten in eine "Möblierung" des Auslaufs mit komfortablen Liegeboxen, Fressbereich und Tränken.
Alle Betriebe erzielten eine deutliche Steigerung des FarmLife-Welfare-Gesamt-Index. Die begrenzte Stichprobengröße ermöglicht keine exakte statistische Auswertung, die Tendenzen sind jedoch erkennbar.
Teilbereich Haltung
Die Haltung verbesserte sich im Schnitt um 20 Index-Punkte. Diese Steigerung kann auf die Gestaltung eines weichen, rutschfesten Liegeplatzes, der den empfohlenen Maßen entspricht, und auf die Verbesserung von Fressplatz und Wasserversorgung zurückgeführt werden. Eine ordnungsgemäße Gestaltung der Bewegungsflächen und das erhöhte Licht und Luftangebot trug zur Erhöhung der Punkteanzahl bei.
Teilbereich Management
Die Steigerung im Bereich Management von durchschnittlich 62 auf 83 Indexpunkte bildet den großen Sprung nach oben deutlich ab. Diese Verbesserung kann auf die Erhöhung der Punkteanzahl zu Pflegemaßnahmen (z.B. durch die Errichtung einer Abkalbebucht, funktionelle Klauenpflege, …) und im optimierten Management des technischen Zustandes der Stalleinrichtung zurückgeführt werden. Die Voraussetzungen für die Sozialstruktur in der Herde verbesserten sich durch die Umstellung auf einen Laufstall bzw. durch das erhöhte Angebot des Auslaufes. Die Mensch-Tier-Beziehung befand sich bereits vor der Baumaßnahme auf diesen Betrieben auf dem höchsten Niveau, das erfreulicherweise auch danach erhalten blieb.
Teilbereich Tier
Die tierbezogenen Indikatoren erzielten im Schnitt mit 82 Index-Punkten bereits vor der Baumaßnahme ein gutes Niveau. Die Erhebung des Teilbereichs Tier erzielte ein um weitere 6 Punkte höheres Ergebnis. Konnte vor der Baumaßnahme noch eine wesentlich größere Streuung festgestellt werden, so verbesserte sich nach der Baumaßnahme die Dichte an sehr guten Betrieben mit einem Indexwert > 85.
Gesamt-Index
Als Resultat der Erhöhung der Index-Werte in allen Teilbereichen verbesserte sich der Gesamt-Index von durchschnittlich 71 auf 84 Punkte. Eine deutliche Verbesserung des Tierwohls aufgrund der Baumaßnahme war auf allen Betrieben feststellbar. Auch hier nahm die Streuung innerhalb der Gruppe an Betrieben auf sehr hohem Punkteniveau deutlich ab.
Vergleich FarmLife-Welfare-Index und Teilbereiche Haltung, Management und Tier vor und nach Umbau (n=7)
Einfluss des Haltungssystems
Es wurden 25 Laufstallbetriebe mit 5 Kombinationshaltungsbetrieben verglichen. Ein Blick auf die Streuung zeigt, dass das Haltungssystem alleine keine eindeutigen Rückschlüsse auf das Tierwohl zulässt. In Haltung und Management liegen im Schnitt die Laufstallbetriebe 8 bzw. 4 Punkte über den Kombinationshaltungsbetrieben.
Ein Laufstall, der sich in Haltung und Management am unteren Ende befindet, erreicht das Niveau einer überdurchschnittlich gut geführten Kombinationshaltung nicht. Die Streuung des Index-Wertes im Bereich Management ist bei Kombinationshaltungsbetrieben größer als in Laufstallbetrieben. Durch gezielten menschlichen Einsatz, vorbeugende Pflegemaßnahmen, Weidehaltung und regelmäßigen Auslauf kann demnach das Gesamt-Ergebnis eines Kombinationshaltungsbetriebs aufgewertet werden.
Im Bereich Tier sind die Mittelwerte mit 94 Indexpunkten bei Laufstall- und Kombinationshaltungsbetrieben gleich. Die Dichte im Spitzenfeld ist bei Laufstallbetrieben höher – dabei ist jedoch die niedrige Anzahl an Betrieben in der Auswertung zu beachten.
Im Vergleich des Gesamt-Index erreichten Laufstallbetriebe etwas höhere Werte. Die größere Streuung bei Laufstallbetrieben im Vergleich zu Kombinationshaltungsbetrieben mit umfangreichem Weide- und Auslaufangebot zeigt, dass das Maß an Tierwohl nicht allein durch das Haltungssystem definiert werden kann. Die 5 Kombinationshaltungsbetriebe erzielten ein außergewöhnlich hohes Maß an Tierwohl.
Vergleich FarmLife-Welfare-Index von Laufstall- und Kombinationshaltungsbetrieben (Laufstall n=25, Kombi n=5)
Tierwohlbewertung
Das Tierwohlpotenzial wurde anhand des FarmLife-Welfare-Index erhoben, einem Tierwohl-Bewertungstool für betriebsbezogene Rückschlüsse auf Haltung, Management und Tierwohl.
Die Eingaben erfolgen online über die Plattform www.farmlife.at.
Das Stallsystem wird in Funktionsbereiche (Bewegungsfläche, Liegebox, freie Liegefläche, Anbindestand, Weide) gegliedert und mit der Aufenthaltszeit der Tiere gewichtet.
Die Tierwohlerhebung liefert Indexwerte zu den drei Teilbereichen. Gemeinsam ergeben sie den FarmLife-Welfare-Index (=Gesamt-Index) als Maß für das Tierwohl bei Milchkuh-Haltung.
Teilbereich Haltung |
Flächenangebot |
Qualität Liegeplatz, Fressplatz, Bewegungsfläche |
Wasserversorgung |
Licht, Luft, Lärm |
Teilbereich Management |
Mensch-Tier-Beziehung |
Tiergesundheit |
vorbeugende Pflegemaßnahmen |
Herdenstruktur |
Zustand und Sauberkeit der Stalleinrichtungen |
Teilbereich (Einzel-) Tier |
Sauberkeit |
Hautschäden |
Gelenksveränderungen |
Klauenzustand |
Haut, Haarkleid |
Ernährungszustand |
Lahmheiten |
Legende
Literatur
- Abschlussbericht zum Projekt „Entwicklung eines Beurteilungssystems für Tiergerechtheit zur Implementierung in das Betriebsmanagement-Werkzeug FarmLife“. Projekt-Nr. 2440, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Irdning, 2020
Ofner-Schröck, E., Guggenberger, T., Steinwidder, A., Herndl, M., Terler, G., Fritz, C., Scherzer, E., Zamberger, I., Gasteiner, J.
- Begleithandbuch zur Erhebung des FarmLife-Welfare-Index. HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Irdning, 2021
Ofner-Schröck, E., Guggenberger, T., Scherzer, E., Zamberger, I., Steinwidder, A., Gasteiner, J.