EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Einfache Baulösung mit geringen Kuhplatzkosten
Exkursionsbetrieb
BETRIEB KIRCHNER
Wer günstig, aber trotzdem gut bauen möchte, kann sich am einfachen Laufstall dieses Betriebs ein Beispiel nehmen.
Baumaßnahme (1999)
Der bestehende Stall wurde kaum angerührt, lediglich der Kälberbereich gemäß den Vorschriften vergrößert. In einer einfachen Rundholzbauweise wurde für die Milchkühe ein gänzlich offener Stall errichtet – mit Cuccetten (Außenliegeboxen), einer Heuraufe und einer Siloraufe, versehen mit einer Tränke und einer Kratzbürste. Der anfallende Mist wird zum angrenzenden, tieferliegenden Mistplatz hin abgeschoben. Der Stall ähnelt sehr stark einem „möblierten“ Auslauf, denn auch hier dient der bestehende Anbindestand als Melkstand.
Bemerkenswert ist, dass bereits vor über 20 Jahren, noch dazu in dieser Höhenlage, eine derart schlichte Haltungsform in die Tat umgesetzt und nie bereut wurde. Wir erleben in den letzten Jahren eher einen entgegengesetzten Trend, der großteils zu sehr aufwendigen und damit auch sehr teuren Baulösungen führt. Die damaligen Baukosten pro Kuhplatz von unter 1.000 Euro (bereits umgerechnet auf heutige Preise) sprechen in diesem Fall für sich.
Schnitt
Grundriss
Wechsel zwischen vorher und nachher durch Klick auf den Grundriss
Tierwohl
Haltung
Die Milchkühe sind von April bis Oktober auf der Weide, zwei Monate davon auf der Alm. Im Winter und nachtsüber im Frühling und Spätsommer werden die Tiere im ausgestalteten Auslauf untergebracht. Die überdachten Fress- und Liegebereiche wurden aus Holz konstruiert. Pro Tier stehen eine Liegebox und ein Überangebot an Fressplätzen zur Verfügung. Die Wasserversorgung wird durch eine Trogtränke sichergestellt. Viel frische Luft und Licht bietet der ausgestaltete Auslauf. Nur zum Melken und bei extremster Witterung werden die Kühe zum Anbindestand gebracht.
Management
Die Sauberkeit des Fressplatzes, der Tränken, der Bewegungsfläche und des Liegebereiches wird regelmäßig überprüft. Bei den Tiergesundheitsparametern (Euter-, Stoffwechsel-, Atemwegs- und Klauenerkrankungen) erreichte der Betrieb ein durchschnittliches Niveau. Die Mensch-Tier-Beziehung erhält den Höchstindexwert und auch der Zustand der Holzaufstallung, die bereits mehrere Jahre im Einsatz ist, weist keine Mängel auf.
Tier
Im Rahmen der tierbezogenen Bewertung zeigte sich, dass der Betrieb hinsichtlich der Bereiche Sauberkeit, Hautschäden und Gelenksveränderungen, Klauenzustand, Haut und Haarkleid und Ernährung das höchste Niveau erreichte. Im Bereich der Lahmheit wurde ein durchschnittliches Ergebnis erzielt.
Gesamt-Index
Durch ein sehr gutes Ergebnis im Bereich Tier wurde trotz eines gewissen Verbesserungspotenzials für Flächenangebot, Pflege und Gesundheitsmanagement ein guter Gesamtindex erreicht.
Ammoniak-Emissionen
Emissionserhöhend
wirkt der ausgestaltete, befestigte Auslauf. Das Tierwohl wird hingegen durch das große Licht- und Luftangebot gefördert.
Emissionsmindernd
wirken mit einer Einsparung von 19 kg N/Tier und Jahr die sehr großzügige Weidehaltung an 210 Tagen jährlich sowie das abgedeckte Güllelager, das selten aufgerührt wird.
Verbesserungspotenzial
Die Emissionen sind bereits auf einem niedrigen Niveau. Durch die Gülleverdünnung im Ausmaß von 1:1, statt aktuell 1:0,8 könnten 0,3 kg N/Tier und Jahr eingespart werden.
Betriebswirtschaftliche Beurteilung
Investitionskosten
Für den gleichen Tierbestand galt es, eine kostengünstige Investition in einen außenliegenden Lauf-, Fress- und Liegebereich in Verbindung mit dem bestehenden Stall für die Milchkühe zu tätigen. Mit sehr geringem finanziellen Bedarf konnte das auch erreicht werden: Lediglich 6.000 Euro waren hierfür notwendig, eine Investitionsförderung wurde nicht beantragt. Die Kosten je Kuh beliefen sich auf 750 Euro.
Stallarbeitszeit
Durch den neu geschaffenen Stallbereich konnte die jährliche Arbeitszeit je Kuh um ca. 20 Stunden gesenkt werden. Die tägliche Arbeitszeit im Stall wurde um ca. 26 Minuten gesenkt. Die Arbeitszeit für die eigene Nachzucht blieb hingegen gleich. Die Reduktion der Arbeitzeit je Kuhplatz war mit Investitionskosten von 37,5 Euro je reduzierter Arbeitsstunde verbunden.
Tipp von Betrieb zu Betrieb
"Einfache Stallbaulösung anstreben! Allzu Kompliziertes vermeiden!"
Salzburg | Oberpinzgau |
biologisch, Nebenerwerb |
1.130 m Seehöhe, |
mittelsteile Hofstelle |
9 ha, davon 0,7 ha Wald |
Tiere |
vorher |
nachher |
Milchkühe |
8 |
8 |
Kälber |
4 |
4 |
Jungrinder |
4 |
4 |
Zuchtkalbinnen |
4 |
4 |
tatsächlich abgelieferte Milch |
vorher |
nachher |
kg je Kuh |
5.000 |
6.500 |
Stunden Arbeitszeit |
vorher |
nachher |
je Kuh pro Jahr ohne Nachzucht |
80 |
60 |
je Kuh pro Jahr mit Nachzucht |
120 |
100 |
Stall und Melken pro Tag |
2,6 |
2,2 |
"Möblierter" Auslauf mit Außenliegeboxen |
|
Brutto-Investitionskosten für Milchkühe mit Jungvieh |
€6.000 |
Brutto-Stallplatzkosten pro Milchkuh |
€750 |
Investitionskosten je reduzierter Arbeitsstunde pro Kuhplatz |
€37,5 |
Tierwohlpotenzial nach Umbau in Punkten von 100 |
|
Haltung |
92 |
Management |
78 |
Tier |
94 |
Gesamt-Index |
90 |
N-Emissionen nach Umbau in kg N pro Tier und Jahr |
|
Stall |
24 |
Lagerung |
3 |
Ausbringung |
25 |
Weideeffekt |
-19 |
Summe |
33 |