EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Rindfleisch einmal anders: Wagyu-Rinder als Alternative
Exkursionsbetrieb
BETRIEB HUBER
Auf dem Bio-Hof stand man im Jahr 2015 vor der großen Frage: Den alten Anbindestall für das Milchvieh neu bauen oder etwas ganz anderes wagen? Ein neuer Milchviehlaufstall wäre sehr teuer gekommen, diese Investition schien in keinem Verhältnis zu dem geringen und unsicheren Milchpreis zu stehen. So entschloss sich die Familie zum Umstieg auf Wagyu-Rinder.
Betrieb vor der Neuausrichtung
Familie Huber bewirtschaftete ursprünglich einen Milchviehbetrieb mit durchschnittlich 12 Milchkühen und 18 Jungrindern. Es gab noch 3 Milchschafe, 15 Legehennen und 2 Hausschweine am Hof. Die Milch der Kühe wurde an die Molkerei geliefert, die Schafmilch direkt vermarktet. Das Rindfleisch wurde über eine bio-bäuerliche Vermarktungsorganisation abgesetzt. Die Arbeit wurde von 2,5 Vollzeitarbeitskräften erledigt. Ein zusätzliches Einkommen brachte die Arbeit beim Maschinenring.
Schritt für Schritt neu strukturiert
Wagyu-Rinder statt Milchvieh
Der alte Anbindestall hätte einem neuen Laufstall für Milchvieh weichen müssen – der schlechte und unsichere Milchpreis ließ die Investition aber zu risikoreich erscheinen. So keimte die Idee, etwas ganz anderes zu wagen und auf die Mutterkuhhaltung mit Wagyu-Rindern umzusteigen.
Entscheidung rasch getroffen
Die Entscheidung für die eher ungewöhnliche Rinderrasse fiel schnell. Ein Wagyu-Züchter bot Tiere zum Kauf an und reinrassige Bio-Zuchttiere sind in Österreich selten. Um nicht zu riskieren, dass die Zuchttiere anderweitig verkauft wurden, entschied sich die Familie zum Kauf und 2016 zogen die ersten Wagyu-Rinder ein. Die Futterknappheit der vorhergehenden Jahre erleichterte diese Entscheidung. Für Mutterkühe und Jungvieh wurde ein neuer Laufstall gebaut. Bis 2019 wurde zusätzlich Milch geliefert, dann folgte der endgültige Ausstieg aus der Milchviehhaltung.
Weiterbildung ist entscheidend
Familie Huber las sich viel Wissen für den Aufbau ihres neuen Betriebszweigs an und besuchte Veranstaltungen wie den „Mutterkuhtag“ und den „Direktvermarkter-Tag“ bei den BIO AUSTRIA-Bauerntagen.
Herausforderungen
Zukünftig soll die Herde – abgestimmt auf den Fleischabsatz – noch wachsen. Eine Bio-Wagyu-Herde aufzustocken ist herausfordernd, weil reinrassige Bio-Kälber selten angeboten werden und sehr teuer sind. So ist geplant, die Kühe für die Nachzucht am eigenen Hof heranzuziehen. Die Jungtiere für die Fleischerzeugung werden am Hof ausgemästet. In der Endmast der Schlachttiere sehen die Betriebsleiter noch etwas Optimierungsbedarf.
Hoher Preis in der Direktvermarktung umsetzbar
Das Fleisch der Wagyu-Rinder überzeugt durch die besondere Marmorierung. Es ist daher besonders hochwertig. Zu Beginn gab es Zweifel, ob ausreichend Absatzmöglichkeiten gefunden werden können. Es kostete einiges an Überwindung, den hohen Preis für das von ihnen produzierte Fleisch zu verlangen. Mit der Zeit hat sich aber gezeigt, dass es in der Direktvermarktung gelingt. Familie Huber schätzt die Nähe zur Kundschaft und sieht den direkten Kontakt als großen Vorteil in der Vermarktung. Im Mai 2020 wurde ein mit viel Eigenleistung errichteter Hofladen eröffnet.
Aktuelle Betriebsführung
Auf dem Betrieb werden derzeit 15 Wagyu-Rinder und 16 Stück Fleckvieh gehalten. Das Fleisch der Masttiere wird im Hofladen vermarktet. Angeboten werden Burger, Schinken und Steaks. Das eigene Sortiment im Hofladen – wie Fleisch, Brot und Schnaps – wurde inzwischen um Produkte von anderen Biobauern erweitert. Das breitere Angebot soll mehr Kundinnen und Kunden auf den Hof bringen.
Arbeitszeit
Vor der Umstellung waren am Betrieb zwei Arbeitskräfte in Vollzeit und eine Person mit circa 20 Wochenstunden tätig. Momentan arbeiten am Hof vier Personen im Ausmaß von insgesamt zwei Vollzeitarbeitskräften. Martin Huber geht derzeit zusätzlich noch einem Nebenerwerb nach.
Einkommen
Am ehemaligen Milchviehbetrieb wurden circa 60 % des Einkommens aus der Landwirtschaft erwirtschaftet, 40 % stammten aus einer außerbetrieblichen Tätigkeit. Die Milchwirtschaft und der Fleischverkauf trugen in ähnlichem Ausmaß zum landwirtschaftlichen Einkommen bei. Derzeit werden 70 % des Haushaltseinkommens aus der Landwirtschaft erwirtschaftet und 30 % kommen aus einer außerbetrieblichen Tätigkeit.
Investitionen und arbeitswirtschaftliche Organisation
- Landwirtschaftliche Maschinen zur Grünlandbewirtschaftung waren vorhanden und können weiter genutzt werden.
- Weidevorrichtungen wie Zäune und Elektrogeräte waren vorhanden.
- Errichtung eines neuen Laufstalls (hohe Eigenleistung)
- Neubau eines Verarbeitungsraums und eines Verkaufsraums (hohe Eigenleistung)
Blick in die Zukunft
Die Hubers möchten ihren Betrieb in Zukunft im Vollerwerb führen. Dazu soll die Wagyu-Herde auf 25 Stück aufgestockt und somit mehr Fleisch direkt vermarktet werden. Außerdem wollen Martin und Isabella einen kleinen Streichelzoo und einen Spielplatz errichten. Der Hofbesuch und der Einkauf sollen für Familien zum Erlebnis werden. Zukünftig soll es auch ein Angebot für Urlaub am Bio-Hof geben, in welcher Form ist aber noch offen.
Tipp von Betrieb zu Betrieb
„Man braucht gute Nerven und viel Zeit und Energie. Das Risiko sollte man vorher gut abwägen und die Arbeit darf man nicht scheuen – dann aber zahlt es sich aus!“
Niederösterreich | Waidhofen an der Ybbs |
Biobetrieb |
500 m Seehöhe |
Ø Niederschlag/Jahr: 813 mm |
21,5 ha Grünland 8,9 ha Wald |
vorher |
nachher |
12 Milchkühe 18 Jungrinder 3 Milchschafe 15 Legehennen 2 Schweine |
15 Stk. Wagyu-Rinder 16 Stk. Fleckvieh 15 Hühner 5 Gänse 2 Schweine |
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Hofladen |
Ausbildungen im Rahmen der Betriebsveränderung |
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Seminare Direktvermarktung |
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