EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Vom Anbinde- zum Laufstall ohne Mehrfläche
BETRIEB VOITHOFER
Hier liegt das ganz seltene Beispiel eines Stalles vor, der nach dem Umbau des Anbindestalls in einen Laufstall keine zusätzliche Fläche benötigte. Ganz gegen alle bekannten Regeln ist es hier gelungen, auf kleinstem Raum eine einfache und sehr günstige Umbauvariante für acht Milchkühe mit Kälbern und Nachzucht zu finden.
Baumaßnahme (2018)
Durch die gewählte Aufstallungsart konnten sowohl der Futtertisch, der Stand der Anbindehaltung (jetzt Fressplatz), als auch die Schubstangenentmistung erhalten bleiben. Der restliche Stallbereich wurde „ausgeräumt“ und in einen Tretmiststall umgewandelt. Ein einfacher Side-by-side Melkstand mit raffiniertem Aus- und Eingang vervollständigt das gelungene Laufstallkonzept.
Da sich der Stall in einer extremen Steillage befindet, wäre jede andere bauliche Erweiterung nur talseitig und mit hohem Mehraufwand an Material und Kosten möglich gewesen und wahrscheinlich dann nicht durchgeführt worden. Die Entscheidung, sich einzuschränken und den Bestand an Milchkühen nicht aufzustocken, hat sehr viel Geld gespart; eine durchaus überlegenswerte Lösung!
Schnitt
Grundriss
Wechsel zwischen vorher und nachher durch Klick auf den Grundriss
Tierwohl
Haltung
Die Milchkühe werden für rund 180 Tage im Jahr auf der Weide gehalten. Während der Wintermonate steht ein planbefestigter Auslauf, der mit einer großzügigen Tränke ausgestattet ist, abhängig von der Witterung für rund 1,5 Stunden täglich zur Verfügung. Im Stallgebäude haben die Kühe die Möglichkeit, eine sauber eingestreute freie Liegefläche zu nutzen. Der planbefestigte Boden des Fressbereiches wird regelmäßig gesäubert. Das Tier-Fressplatz-Verhältnis liegt optimal unter 1:1. Die Wasserversorgung wird durch eine Trogtränke sichergestellt. Durch die Nutzung des alten Stallgebäudes besteht im Inneren des Stalles hinsichtlich Licht- und Luftangebot Verbesserungspotenzial, wohingegen im täglichen Auslauf den Tieren beste Bedingungen geboten werden.
Management
Die Sauberkeit von Fressplatz, Tränken, Bewegungsfläche und Liegebereich wird regelmäßig überprüft und gewährleistet. Die Tiergesundheitsparameter liegen auf einem guten Niveau. Der Parameter der Herdenstruktur wurde aufgrund des geringen Anteils an alten Kühen im mittleren Bereich eingestuft. Dahinter steckt jedoch eine bewusste Betriebsentscheidung – dieser Betrieb setzt stark auf Zuchtviehvermarktung. Kühe werden bis zur dritten Abkalbung vermarktet. Auf eine gute Mensch-Tier-Beziehung wird besonders geachtet.
Tier
In allen Bereichen der tierbezogenen Indikatoren konnte der Höchstindexwert erreicht werden. Die Parameter Sauberkeit, Hautschäden und Gelenksveränderungen, Klauenzustand, Haut und Haarkleid, Ernährung und Lahmheit erzielten das höchste Level. Das ist darauf zurückzuführen, dass dem Wohlergehen der Tiere am Betrieb besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Gesamt-Index
Durch die höchstmögliche Punkteanzahl im Bereich Tier konnte trotz des Verbesserungspotenzials beim Licht- und Luftangebot im Stallgebäude und in der Herdenstruktur ein guter Gesamtindex erreicht werden.
Ammoniak-Emissionen
Emissionserhöhend
wirken der befestigte Auslauf, der aus emissionstechnischer Sicht nicht ideal, jedoch aufgrund des großen Licht- und Luftangebots für das Tierwohl sehr förderlich ist, sowie die geringe Verdünnung der Jauche mit Wasser.
Emissionsmindernd
wirken mit 7 kg N/Tier und Jahr die Weidehaltung an 180 Tagen im Jahr für durchschnittlich 7 Stunden täglich und das Jauche-Mist-System.
Verbesserungspotenzial
Durch die Jaucheverdünnung im Ausmaß von 1:1 mit Wasser und eine Erhöhung der täglichen Weidedauer auf 10 Stunden wäre eine Emissionsreduktion von 4,4 kg N/Tier und Jahr möglich.
Betriebswirtschaftliche Beurteilung
Investitionskosten
Das Laufstallsystem wurde für einen gleichbleibenden Kuhbestand gebaut und konnte mit Investitionskosten von 45.000 Euro brutto realisiert werden. Damit ergeben sich Kuhplatzkosten von 4.500 Euro je Milchkuh.
Stallarbeitszeit
Die Stallarbeitszeit für die Kühe samt Jungvieh konnten von 146 auf knapp 128 Stunden pro Kuh und Jahr gesenkt werden. Legt man die Investitionskosten je Kuhplatz auf die reduzierte Arbeitszeit je Kuhplatz um – unter Berücksichtigung der Nachzucht – so ergeben sich Investitionskosten von 247 Euro je reduzierter Arbeitsstunde.
Tipp von Betrieb zu Betrieb
"Beim Planen bescheiden, beim Bauen günstig bleiben und nicht größenwahnsinnig werden!"
Salzburg | Pinzgau |
biologisch, Nebenerwerb |
1.150 m Seehöhe, |
sehr steile Hofstelle |
21 ha, davon 2 ha Wald |
Tiere |
vorher |
nachher |
Milchkühe |
10 |
10 |
Kälber |
5 |
5 |
Jungrinder |
10 |
10 |
Zuchtkalbinnen |
2 |
2 |
tatsächlich abgelieferte Milch |
vorher |
nachher |
kg je Kuh |
6.000 |
6.000 |
Stunden Arbeitszeit |
vorher |
nachher |
je Kuh pro Jahr mit Nachzucht |
146 |
128 |
Stall und Melken pro Tag |
4,0 |
3,5 |
Umabu zu Tretmiststall mit "möbliertem" Auslauf |
|
Brutto-Investitionskosten für Milchkühe mit Jungvieh |
€45.000 |
Brutto-Stallplatzkosten pro Milchkuh |
€4.500 |
Investitionskosten je reduzierter Arbeitsstunde pro Kuhplatz |
€247 |
Tierwohlpotenzial nach Umbau in Punkten von 100 |
|
Haltung |
88 |
Management |
81 |
Tier |
100 |
Gesamt-Index |
92 |
N-Emissionen nach Umbau in kg N pro Tier und Jahr |
|
Stall |
18 |
Lagerung |
7 |
Ausbringung |
32 |
Weideeffekt |
-7 |
Summe |
50 |