EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Schritt für Schritt zum „möblierten“ Auslauf
Exkursionsbetrieb
BETRIEB SCHLAFFER
Diese Baulösung könnte für einige Betriebe eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Laufställen darstellen. Viele Betriebe im Berggebiet befinden sich in ähnlicher Lage und große Investitionen in die Milchviehhaltung sind wirtschaftlich nicht sinnvoll.
Baumaßnahme (2010-2015)
Ein „möblierter“ Auslauf, ausgestattet mit allen Attributen eines Laufstalles, kommt den Möglichkeiten der Betriebe diesbezüglich entgegen. Es muss nicht mehr eine einzige große Baumaßnahme umgesetzt werden, sondern man kann Schritt für Schritt kleinere Investitionen vornehmen.
Der vorhandene Auslauf wurde zunächst mit einer Tränke und einer Futterstelle versehen. Im nächsten Schritt wurde die Attraktivität durch eine Heuraufe und eine Bürste erhöht. Mit der Errichtung einer Güllegrube mit Spaltenboden wurde der Auslauf weiter vergrößert und mit der Errichtung eines Wirtschaftsgebäudes mit 12 Außenliegeboxen vervollständigt.
Mit der letzten Baumaßnahme weist der Außenbereich alle Elemente eines Laufstalles auf. Die Bauabschnitte erfolgten verteilt über mehrere Jahre und der Betrieb wurde durch keine einzige große Investition belastet.
Der Anbindestall wird nur noch zum Melken verwendet und dient in einer wetterbedingten Extremsituation als Rückzugsort. In den letzten Jahren verbrachten die Kühe aufgrund von „schlechtem" Wetter im Durchschnitt nur 14 Tage im Stall. Basierend auf diesen Erfahrungen lässt sich darüber diskutieren, ob ein „möblierter“ Auslauf eher zur Kategorie Laufstall gezählt werden kann. Ein Lösungsansatz dafür könnte eine Definition sein, die an eine maximale Aufenthaltsdauer im Stall gekoppelt ist.
Diese Art zu bauen hilft den Betrieben, finanzielle Risiken besser abzuschätzen und Investitionen auch verschieben oder ganz einstellen zu können.
Schnitt
Grundriss
Wechsel zwischen vorher und nachher durch Klick auf den Grundriss
Tierwohl
Haltung
Die Kühe haben an 200 Tagen im Jahr Zugang zur Weide. Der Auslauf, in dem die Tiere im Sommer in der Nacht und während der kalten Jahreszeit auch tagsüber untergebracht sind, verfügt über Tiefboxen. Fressplätze sind in großzügigem Ausmaß vorhanden. Nur zum Melken befinden sich die Tiere am Anbindestand. Schalentränken sind im Anbindestand und im Auslauf. Hinsichtlich Licht- und Luftangebot ist der Auslauf sehr positiv.
Management
Die Tiere nutzen saubere Fressplätze, Tränken, Bewegungsflächen und Liegebereiche. Die Tiergesundheit ist zufriedenstellend. Alle weiteren Parameter sind auf hohem Niveau. Auf eine sehr gute Mensch-Tier-Beziehung wird großer Wert gelegt.
Tier
Die Bereiche Hautschäden und Gelenksveränderungen, Klauenzustand, Haut und Haarkleid, Ernährung und Lahmheit erreichten die Höchstpunktezahl. Hinsichtlich Sauberkeit der Tiere ist ein Verbesserungspotenzial gegeben.
Gesamt-Index
Durch eine sehr gute Punkteanzahl im Bereich Tier wurde trotz des bestehenden Verbesserungspotenzials bei der Wasserversorgung (Tränkeangebot und Wassernachlaufgeschwindigkeit) und beim Liegebereich ein sehr ansprechender Gesamt-Index erreicht.
Ammoniak-Emissionen
Emissionserhöhend
wirkt die Nutzung des weitläufigen Auslaufs, in dem das Grundfutter verabreicht wird. Die Gülle wird mittels Breitverteilertechnik ausgebracht; bodennahe Ausbringung ist auf den stark geneigten Flächen nicht möglich.
Emissionsmindernd
wirken die Weidehaltung an 200 Tagen jährlich und das Güllelager mit fester Abdeckung.
Verbesserungspotenzial
Durch die Verabreichung von Grundfutter im Stallgebäude statt im ausgestalteten Auslauf könnten Emissionen eingespart werden. Jedoch wären große bauliche Änderungen dafür notwendig. Die Verdünnung der Gülle mit Wasser im Verhältnis 1:1 würde eine Reduktion von 0,4 kg N/Tier und Jahr bewirken.
Betriebswirtschaftliche Beurteilung
Investitionskosten
Ziel des Betriebes war eine kostengünstige Investition in ein Laufstallsystem mit arbeitswirtschaftlichen Verbesserungen bei gleichbleibendem Tierbestand. Die Investition betrifft die Milchkühe ohne Nachzucht. Die Bruttoinvestitionssumme belief sich auf 100.000 Euro, wobei eine Investitionsförderung von ca. 11.000 Euro genutzt werden konnte. Je Kuhplatz betrugen die Investitionskosten 8.300 Euro vor bzw. 7.400 Euro nach Abzug der Förderung.
Stallarbeitszeit
Bei etwa gleich gebliebenem Tierbestand ist die tägliche Stall- und Melkzeit nach dem Umbau deutlich geringer. Die Jahresarbeitszeit je Milchkuh konnte um ca. 50 Stunden je Kuh reduziert werden, der Arbeitszeitbedarf für das Jungvieh ist gleichgeblieben. Die Arbeitsbelastung konnte aber nicht nur zeitlich verbessert werden, auch technische Möglichkeiten bei der Fütterung und Entmistung brachten Erleichterungen. Legt man die Investitionskosten nach Abzug der erwarteten Investitionsförderung je Kuhplatz auf die reduzierte Arbeitszeit je Kuhplatz um, so konnte die reduzierte Arbeitsstunde mit 150 Euro an Investitionskosten erzielt werden.
Tipp von Betrieb zu Betrieb
"Eigene Ressourcen wie Holz, Fertigkeiten oder Netzwerke so gut es geht nutzen und sich mit viel Eigenleistung helfen!"
Obersteiermark | Murtal |
konventionell, Haupterwerb |
1.035 m Seehöhe, |
steile Hofstelle |
25 ha, davon 6 ha Wald |
Tiere |
vorher |
nachher |
Milchkühe |
13 |
12 |
Kälber |
5 |
5 |
Jungrinder |
10 |
10 |
Zuchtkalbinnen |
2 |
2 |
tatsächlich abgelieferte Milch |
vorher |
nachher |
kg je Kuh |
7.000 |
6.000 |
Stunden Arbeitszeit |
vorher |
nachher |
je Kuh pro Jahr ohne Nachzucht |
126 |
76 |
je Kuh pro Jahr mit Nachzucht |
140 |
91 |
Stall und Melken pro Tag |
5 |
3 |
Zubau und Auslaufgestaltung |
|
Brutto-Investitionskosten für Milchkühe |
€100.000 |
Investitionsförderung |
€11.000 |
Brutto-Stallplatzkosten pro Milchkuh |
€8.300 |
Investitionskosten je reduzierter Arbeitsstunde pro Kuhplatz |
€150 |
Tierwohlpotenzial nach Umbau in Punkten von 100 |
|
Haltung |
84 |
Management |
86 |
Tier |
94 |
Gesamt-Index |
90 |
N-Emissionen nach Umbau in kg N pro Tier und Jahr |
|
Stall |
21 |
Lagerung |
4 |
Ausbringung |
24 |
Weideeffekt |
-9 |
Summe |
40 |
Video zum Auslaufstall