EIP Projekt

 

Berg-

 

Milchvieh

 
funded by

 

Milchziegen erobern steiles Gelände

Exkursionsbetrieb

BETRIEB ASTNER

Der Betrieb in Hopfgarten in Tirol ist von Steilflächen umgeben, die nur mit dem Mähtrak bewirtschaftet werden können. Die Milchviehhaltung war unter diesen Gegebenheiten sehr schwierig. Als eine Sennerei in der Umgebung neue Ziegenmilchlieferanten suchte, entschied man sich für die Bio-Ziegenhaltung. Mit den kleinen Wiederkäuern können die Flächen wesentlich einfacher und effizienter bewirtschaftet werden.

 

Betrieb vor der Neuausrichtung

Ursprünglich wurden auf dem Betrieb durchschnittlich 8 Milchkühe und sieben Jungrinder gehalten. Außerdem gab es bereits 35 Mutterschafe. Die Milch der Kühe wurde an eine Molkerei geliefert, bisweilen wurde sie aber auch in der Direktvermarktung abgesetzt bzw. zu Butter verarbeitet. Auch die Forstwirtschaft spielte am Betrieb eine Rolle. Ungefähr ein Viertel des Haushaltseinkommens wurde aus der Landwirtschaft erwirtschaftet.

 

Schritt für Schritt neu strukturiert

Die Bewirtschaftung mit Kühen war aufgrund der vielen steilen Grünlandflächen sehr schwierig. Auch der Arbeitsaufwand rund um die Heuernte war durch die Hanglagen enorm.

Ziegenmilchlieferanten wurden gesucht

Als eine Sennerei in der Umgebung auf der Suche nach Ziegenmilchlieferanten war, entschloss sich Familie Astner dazu, den Umstieg auf Bio­-Milchziegenhaltung zu wagen. Die Neu­orientierung war ein großer Schritt, auch deswegen, weil die Ziegen in der Umgebung nicht den besten Ruf genossen. Schlussendlich war die Entscheidung richtig. Die geländegängigen Ziegen passen zu den betrieblichen Bedingungen und kommen mit den Steilflächen besser zurecht. Die Futtergrundlage am Betrieb kann so wesentlich effizienter genutzt werden.

Einstieg in die Ziegenhaltung

Vor mittlerweile zehn Jahren kamen so die ersten 20 Ziegen auf den Hof. Im Laufe der Zeit wuchs der Tierbestand kontinuierlich an. Zwischenzeitlich wurden bis zu 100 Milchziegen gemolken und die Milch an die Sennerei geliefert.

Direkt vermarkten

Im Lauf der Zeit beschäftigte man sich am Betrieb Astner immer mehr mit dem Thema Milchverarbeitung und Direktvermarktung. Maria Astner besuchte Kurse, um das Käsen zu erlernen. Seit fünf Jahren wird die Milch am Hof nun selbst verarbeitet und die Produkte werden direkt vermarktet.

Wissen wächst

Der Umstieg auf die neue Tierart am Hof erforderte auch neue Kenntnisse. Christoph Astner eignete sich viel Wissen bei der Ziegenpraktiker­-Ausbildung von BIO AUSTRIA an. Auch jetzt noch werden laufend Fachseminare besucht. Geschätzt wird auch der Austausch mit anderen Betriebsleitern. Darüber hinaus wurde auch viel Erfahrungswissen erworben, denn im Laufe der Zeit probierte die Familie am Betrieb so einiges aus. Zusammen mit den gewonnenen Kenntnissen aus den Seminaren hat sich Familie Astner einen guten Grundstock für die Führung ihres Betriebszweiges erworben.

Herausforderung Parasiten

Die größte Herausforderung in der Milchziegenhaltung sieht Christoph Astner in der Parasitenproblematik. Milchziegen reagieren sehr empfindlich auf die Weideparasiten. Daher ist es wichtig, den Gesundheitszustand der Tiere immer im Auge zu behalten und die Weideführung gezielt abzustimmen.

 

Aktuelle Betriebsführung

Derzeit werden am Betrieb durchschnittlich 50 Saanenziegen, 35 Mutterschafe und 800 Legehennen gehalten. Die Ziegenmilch wird selbst zu Joghurt, Topfen, Frischkäse und Schnittkäse verarbeitet. Das Kitzfleisch wird entweder direkt als Fleisch in „Kitzboxln“ oder verarbeitet als Burger und Gulasch verkauft. Familie Astner vermarktet die Milchprodukte und das Kitzfleisch über verschiedene Bauernläden und einen wöchentlich stattfindenden Markt. In untergeordnetem Ausmaß werden die Produkte auch über die Gastronomie und bei Veranstaltungen abgesetzt. Die Eier der Legehennen werden über Bioläden verkauft bzw. am Bauernmarkt abgesetzt.

 

Arbeitszeit

Am ehemaligen Milchviehbetrieb war eine Arbeitskraft Vollzeit und eine weitere Arbeitskraft circa 20 Wochenstunden am Betrieb tätig. Nach der Umstellung sind auf dem Betrieb insgesamt fünf Personen im Gesamtausmaß von zwei Vollzeitarbeitskräften beschäftigt. Maria und Christoph Astner erledigen dabei die Hauptarbeit, die junge Generation hilft in unterschiedlichem Ausmaß mit.

 

Grafik Arbeitszeit

 

Einkommen

In der Zeit, als der Betrieb als Milchviehbetrieb geführt wurde, stammte der Großteil des Haushaltseinkommens aus der außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit. Nur ein Viertel des Einkommens wurde damals aus der Milchviehhaltung erwirtschaftet. Durch die Umstellung auf die Milchziegenhaltung hat sich die Einkommenssituation verändert. 85 % des Einkommens stammen jetzt aus der Landwirtschaft. Die Hälfte davon wird über die Milchziegenhaltung generiert, die andere Hälfte kommt aus der Mutterschaf­ und Legehennenhaltung.

 

Grafik Einkommen

 

Investitionen und arbeitswirtschaftliche Organisation

  • Erforderliche Maschinen waren bereits vorhanden und können weiter genutzt werden.
  • Das bestehende Stallgebäude wurde mit viel Eigenleistung für die Milchziegenhaltung adaptiert.

 

Blick in die Zukunft

Zukünftig sollen die schwer zu bewirtschaftenden Flächen nur noch beweidet werden. So können die Arbeitszeit und die schwere körperliche Arbeit reduziert werden. Heu wird nur noch auf den weniger steilen Grünlandflächen geerntet. Die Fütterung der Ziegen im Sommer wird zukünftig ausschließlich über das Weidefutter erfolgen. Es ist geplant, auf den Weiden wintergrüne Sträucher als Futter für die Ziegen anzupflanzen. Den Tieren kann damit einerseits artgerechtes Futter angeboten werden und andererseits kann der Parasitendruck gesenkt werden.

Da durch unterschiedliche Maßnahmen zur Grünlandverbesserung mehr Futter zur Verfügung steht, sollen sowohl die Schaf­ als auch Ziegenherde aufgestockt werden.