EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Vom Neben- zum Vollerwerb mit Gemüsebau, Geflügel und Pensionsvieh
Exkursionsbetrieb
BETRIEB RAUCH
Die Milchviehhaltung am Betrieb Rauch war zeitintensiv und dabei wenig rentabel. So machten sich Dorothea und Armin auf die Suche nach Möglichkeiten, den Betrieb mit weniger Zeitaufwand im Nebenerwerb zu führen. Doch schließlich kam alles ganz anders. Heute bietet der Betrieb zwei Personen einen Vollzeitarbeitsplatz. Möglich ist dies mit Gemüsebau, Jungpflanzenaufzucht, Pensionsvieh- und Legehennenhaltung sowie Obst und Beerenverarbeitung.
Betrieb vor der Neuausrichtung
Am ehemaligen Milchviehbetrieb gab es durchschnittlich zwölf Milchkühe, deren Milch an eine Sennerei geliefert wurde. Außerdem wurden ca. 10 Jungrinder gehalten. Armin Rauch arbeitete nebenbei noch auswärts, davon einige Jahre auch als Bio-Berater bei der Landwirtschaftskammer. Die Milchwirtschaft machte damals ungefähr 40 % des Haushaltseinkommens aus, 60 % der Einnahmen stammten aus der außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit. Am Betrieb waren zwei Personen gemeinsam ca. 35 Wochenstunden beschäftigt.
Schritt für Schritt neu strukturiert
Im Hochleistungssektor der Milchviehhaltung fühlte Armin Rauch sich nie daheim. 1995 wurde der Betrieb daher auf Bio umgestellt. Da von der Molkerei aber kein BioZuschlag bezahlt wurde, war die Milchproduktion unrentabel. Die Umstellung der Milchsammlung auf Tankabholung hätte zusätzlich eine große Investition erfordert. So suchte man nach einer Möglichkeit, den Betrieb mit geringerem Arbeitskraftbedarf besser im Nebenerwerb führen zu können. Im Jahr 2003 wurde im ersten Schritt auf Jungviehaufzucht und Pensionsviehhaltung umgestellt und das Milchkontingent verkauft.
Jungpflanzen, Gemüse, Hühner und Obst
Nach der Absolvierung unterschiedlicher Ausbildungen ergab sich Schritt für Schritt etwas ganz Neues. Man begann mit der Jungpflanzenaufzucht und dem Gemüseanbau. Hühner und Enten kamen auf den Betrieb. Dann absolvierte Armin Rauch den Baumwärterkurs und in weiterer Folge beschäftigte man sich auf dem Betrieb Rauch immer mehr mit der Obstveredelung.
Vielfalt weckt Interesse
Die Eier der Legehennen wurden über eine Eierklappe verkauft. Armin und Dorothea Rauch verarbeiteten das eigene Obst zu unterschiedlichen Produkten. Außerdem legten sie einen PermakulturErlebnisgarten an und errichteten ein Brotbackhaus mit Solartrocknung für die Kräuter. Kurse zum Kräuterpädagogen wurden angeboten. Durch viele Hofführungen stieg der Bekanntheitsgrad des Betriebs und ein Hofladen wurde errichtet, in dem die Produkte des Hofes verkauft werden.
Veränderung in kleinen Schritten
Die Umstellung verlief langsam in vielen Schritten und hat sich in dieser Form bestens bewährt. Die Veränderungen ergaben sich stufenweise, wichtig waren dabei die Gespräche mit den Kundinnen und Kunden. Rückblickend hätte die Errichtung des Hofladens schon früher Sinn gemacht, um den Besuchern der Hofführungen Produkte des Hofes zum Kauf anbieten zu können.
Eine Herausforderung liegt in der Zusammenarbeit
Herausforderungen gibt es auf einem so vielfältigen Betrieb immer – eine davon liegt in der täglichen Zusammenarbeit der Menschen am Hof. Da ist ganz klar: Zwischenmenschlich muss es passen.
Vom Neben- zum Vollerwerb
Aus der ursprünglichen Idee, den Betrieb im Nebenerwerb zu führen, hat sich etwas ganz anderes entwickelt: Durch die verschiedenen Betriebszweige und vielfältigen Angebote bietet der Hof mittlerweile zwei Vollzeitarbeitskräften ein gutes Einkommen.
Aktuelle Betriebsführung
Auf dem Betrieb der Familie Rauch haben sich über die Jahre mehrere unterschiedliche, tragfähige Standbeine entwickelt.
Pensionsvieh
Durchschnittlich 18 Stück Jungvieh werden auf dem Betrieb der Familie Rauch für andere Betriebe aufgezogen. Für das Pensionsvieh zahlen die Eigentümer einen fixen Monatsbetrag als Einstellgebühr. Mittlerweile hat sich hier eine langjährige, vertrauensbasierte Zusammenarbeit entwickelt.
Geflügel
Die Eier der 50 Legehennen werden über eine ständig zugängliche Eierklappe sowie im Hofladen verkauft.
Jungpflanzenaufzucht und Gemüse
Jungpflanzen und Gemüse werden im Gewächshaus und am Acker angebaut. Diese werden im Hofladen und auf verschiedenen Wochenmärkten verkauft.
Beeren und Obst
Mittlerweile gibt es 40 verschiedene Obst und Beerensorten am Betrieb. Das eigene Obst wird zu Süßmost, Gärmost und Edelbränden verarbeitet. Die Produkte werden über den Hofladen, der einen Tag pro Woche geöffnet ist, direkt vermarktet.
Arbeitszeit
Am ehemaligen Milchviehbetrieb waren zwei Personen insgesamt circa 35 Wochenstunden am Betrieb tätig. Nach den vielen Veränderungen bietet der Hof nun zwei Personen einen Vollzeitarbeitsplatz.
Einkommen
Der ehemalige Milchviehbetrieb konnte über die Milchwirtschaft 40 % zum Haushaltseinkommen beitragen, der überwiegende Teil des Einkommens stammte aus der außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit. Nun kommt das Haushaltseinkommen ausschließlich aus der Landwirtschaft. Dabei tragen die unterschiedlichen Betriebszweige – Jungpflanzenverkauf, Pensionsvieh und Hofladen (Gemüse/Obst bzw. veredelte Produkte) – ungefähr gleich viel zum Einkommen bei.
Investitionen und arbeitswirtschaftliche Organisation
- Vorhandene Maschinen (Schlepper mit Ladewagen, Güllefass und Kipper, Mähtrak mit Bandrechen, Hoftrak) können weiter verwendet werden.
- Der Laufstall kann weiter genutzt werden.
- Gartenbaumaschinen wurden angekauft: Bodenfräse für Hoftrak, Handbodenfräse mit Häufeleinrichtung sowie Handsämaschine, Kosten: € 3.000
- Gewächshaus, Kosten: € 35.000
- Brotbackhaus mit Knetmaschine
- Hofladen mit Kühlraum, Kosten: € 20.000
Viel Eigenleistung in allen Bereichen reduzierte die Investitionssummen.
Blick in die Zukunft
Das Betriebsleiterehepaar geht in den nächsten Jahren in Pension, weitere Schritte und Veränderungen werden dann vielleicht von den Hofübernehmern gemacht.
Tipp von Betrieb zu Betrieb
„Lasst die Phantasie walten, findet und fördert eure Stärken! Überlegt gut, was euch liegt und was ihr wirklich gern macht. Dann habt Mut zur Veränderung! Man kann auch von einem kleinen Betrieb mit geringem Maschineneinsatz – dafür aber mit viel Handarbeit und Nähe zum Konsumenten – gut leben!“
Vorarlberg | Dünserberg |
Biobetrieb |
900 m Seehöhe |
Ø Niederschlag/Jahr: 1.200 mm |
12,5 ha Grünland (davon 2,5 ha Naturschutzflächen und 1 ha Streuobst) 0,4 ha Acker 1,5 ha Wald |
vorher |
nachher |
12 Milchkühe 10 Jungrinder |
18 Stk. Pensionsvieh 2 Ochsen (Eigenbedarf) 50 Legehennen einige Tauben einige Enten |
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Jungpflanzenaufzucht Gemüseanbau Obst und Beerenanbau Hofladen |
Ausbildungen im Rahmen der Betriebsveränderung |
Ausbildung zum Baumwärter |
Zertifikatslehrgang Gemüseraritäten und Sortenspezialitäten |
Wanderführer |
Zertifikatslehrgang Schule am Bauernhof |
Ausbildung zum Edelbrandsommelier, Mostsommelier |
Fachberater für Permakultur |
Ausbildung Kräuterpädagogik |
Ausbildung „Grüne Kosmetik“ |