EIP ProjektBerg-Milchvieh |
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Mutterschafe als zeitextensive Alternative
BETRIEB ENGL
Heidi und Daniel Engl sind keine Hoferben – sie kamen im Rahmen einer außerfamiliären Hofübergabe zu ihrem Betrieb im Innsbrucker Umland. Die ehemaligen Besitzer mussten die Milchwirtschaft aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, ein Hofnachfolger in der Familie stand nicht zur Verfügung. Auf dem Betrieb werden nun Braune Bergschafe gezüchtet. Das gelingt mit relativ geringem Zeitaufwand, die Grünlandflächen können so weiter optimal bewirtschaftet werden.
Betrieb vor der Neuausrichtung
Auf dem ursprünglichen Milchviehbetrieb wurden vom damaligen Besitzer durchschnittlich 10 Milchkühe und 8 Jungrinder gehalten. Die Milch wurde an die Molkerei verkauft, Eier und Fleisch standen für den Eigenverbrauch zur Verfügung. Das Haushaltseinkommen kam ausschließlich aus der Landwirtschaft. Zwei Arbeitskräfte waren Vollzeit am Hof tätig.
Schritt für Schritt neu strukturiert
Mutterschafhaltung und Nebenerwerb passen zusammen
Daniel Engl erwarb den Betrieb im Jahr 2015 mit dem Ziel, diesen aufgrund seiner bestehenden beruflichen Tätigkeit im Nebenerwerb zu führen. Dabei sollten die Grünlandflächen weiter bewirtschaftet, der Betrieb aber insgesamt eher zeitextensiv geführt werden. Dafür bot sich die Mutterschafhaltung an.
Große Veränderungen gut überdenken
Dem Umzug auf ihren jetzigen Hof gingen viele innerfamiliäre Gespräche und Abstimmungen voraus. Nicht nur über die Finanzierung, auch über die zu erwartende Arbeitsbelastung musste diskutiert werden.
Herausforderungen gibt es immer
Die Umstellung des Betriebs auf Schafhaltung verlief gänzlich komplikationslos. Herausfordernd ist aber die Bewirtschaftung von bestehenden Eigen und Pachtflächen, die 30 Kilometer entfernt vom Hof liegen.
Aktuelle Betriebsführung
Daniel Engl hält auf seinem Hof 30 Mutterschafe, 30 Lämmer, 20 Jungschafe und zwei Widder. Er züchtet Braune Bergschafe, die zu den hoch gefährdeten Nutztierrassen zählen. Die Zuchttiere verkauft er auf Versteigerungen oder an private Interessenten. Die Schlachtlämmer werden lebend verkauft oder über einen Partnerbetrieb abgesetzt. Daniel und seine Frau arbeiten gemeinsam ungefähr 40 Wochenstunden am Betrieb, beide gehen aber hauptsächlich außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten nach. Bei Arbeitsspitzen wie der Heuernte helfen der Hofübergeber und Familienangehörige mit. Das Haushaltseinkommen wird nur zu einem kleinen Teil aus der Landwirtschaft erwirtschaftet.
Daniel Engl sieht einen Vorteil darin, dass er nun zwei Standbeine hat: Das Einkommen aus seiner außerbetrieblichen Tätigkeit und ein Zusatzeinkommen aus dem landwirtschaftlichen Betrieb, der mit der Schafhaltung eine relativ geringere Arbeitsbelastung aufweist.
Arbeitszeit
Auf dem ehemaligen Milchviehbetrieb arbeiteten zwei Personen in Vollzeit. Aktuell sind auf dem Betrieb zwei Personen zu je ca. 20 Stunden und Helfer stundenweise bei Arbeitsspitzen tätig.
Einkommen
Die Milchwirtschaft war die einzige Einkommensquelle am ehemaligen Milchviehbetrieb. Durch die Hofübernahme und die Umstellung auf Schafhaltung ist die Einkommenssituation nun eine andere: 90 Prozent des Einkommens kommen aus der außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit, nur 10 Prozent werden über die Schafhaltung erwirtschaftet.
Investitionen und arbeitswirtschaftliche Organisation
- Stall, Heulagerraum und Düngerlager waren vorhanden und werden weiter genutzt.
- Vorhandene Maschinen sind weiterhin im Einsatz.
- Adaption des Stalls für die Schafhaltung (Buchtenabtrennung und Montage von Tränkebecken) in Eigenleistung, Kosten: € 5.000
- Ankauf von Maschinen für die bessere Bewirtschaftung der Hanglagen
Blick in die Zukunft
Die Entmistung des Stalls erfolgt derzeit noch händisch, soll aber auf eine maschinelle Entmistung mit Hoftrak umgestellt werden. Ebenso sind ein Umbau von Heulager und Maschinenunterbringung angedacht. Daniel Engl denkt auch über den Einstieg in die Direktvermarktung nach. Außerdem möchte er den Selbstversorgungsgrad am Hof erhöhen.
Tipp von Betrieb zu Betrieb
„Vor jeder Veränderung gut überlegen und kalkulieren, auf jeden Fall Beratung in Anspruch nehmen! Große finanzielle Investitionen nicht überstürzt tätigen, vor allem dann nicht, wenn auf extensive Bewirtschaftungsformen umgestellt wird und keine großen Gewinne zu erwarten sind!“
Tirol | Ellbögen |
konventioneller Betrieb |
1.099 m Seehöhe |
Ø Niederschlag/Jahr: 1.050 mm |
10,4 ha Grünland (davon 0,5 ha Naturschutzflächen) 1 ha Wald |
vorher |
nachher |
12 Milchkühe 8 Jungrinder Hühner Schweine |
30 Mutterschafe 30 Lämmer 20 Jungschafe 2 Widder |
Ausbildungen im Rahmen der Betriebsveränderung |
regelmäßige Weiterbildungen zur Schafhaltung |
Fortbildungen im Bereich Grünlandbewirtschaftung |
Veranstaltungen zum Thema Direktvermarktung |