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Berg-

 

Milchvieh

 
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Milchschafe – eine frauenfreundliche Alternative

Exkursionsbetrieb

BETRIEB SALLINGER

Mit dem Umstieg von Milchkühen auf Milchschafe hat man sich am Hof völlig neu orientiert und damit den Betrieb wirtschaftlich besser aufgestellt. Der alte Milchviehstall war in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen. Somit wären teure Umbaumaßnahmen ins Haus gestanden. Daher orientierte sich die junge Generation um. Mit den Milchschafen zog eine neue Tierart am Hof ein.

 

Betrieb vor der Neuausrichtung

Vor der Veränderung wurden auf dem damals noch konventionell bewirtschafteten Betrieb durchschnittlich 12 Milchkühe und 8 Jungrinder gehalten. Die ermolkene Milch wurde an eine Molkerei geliefert. Zusätzlich gab es Legehennen für den Eigenbedarf. Eine Person war am Betrieb in Vollzeit tätig, das Haushaltseinkommen wurde aber zum Großteil außerlandwirtschaftlich erwirtschaftet.

 

Schritt für Schritt neu strukturiert

Die generell schlechte Perspektive am Milchmarkt, insbesondere für kleine Betriebe, sprach für eine betriebliche Neuorientierung. Durch Verschärfungen im Bundestierschutzgesetz wären umfangreiche Stallumbauten notwendig gewesen. Hohe Investitionen, bei gleichzeitig geringem Einkommen, ließen die Milchviehwirtschaft nicht zukunftsträchtig erscheinen. Andererseits war für Ulrike Sallinger ein Arbeitsplatz direkt am Betrieb aber doch erstrebenswert, denn das berufliche Auspendeln war mit den Kindern nicht machbar.

Schaf­-Handling für Frauen einfacher

Mit der Schafhaltung konnte sich Ulrike Sallinger, die selbst gar keine bäuerlichen Wurzeln hat, gut identifizieren. Ihr erschien das Handling von Schafen für Frauen wesentlich einfacher als der Umgang mit Kühen. Die Arbeit in der Käserei eines Direktvermarkters in der Nähe überzeugte sie schlussendlich davon, in die Schafmilchproduktion einzusteigen.

Die Schafe zogen ein

Im Jänner 2013 wurde der Betrieb auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Der Stall wurde mit einfachen Mitteln und viel Eigenleistung umgebaut. Die Entmistung wurde entfernt und der Boden planiert. Die Aufstallung der Kühe blieb zum Teil erhalten (Fressgitter, Futtertrog, Futtertisch) und wurde mit Holz und beweglichen Steckhorden für die Schafhaltung adaptiert. Auf der Alm zäunte die Familie die Weideflächen mit einem Fixzaun ein. Im Oktober zog dann die Schafherde in den Stall. Im Jahr 2014 lammten die ersten Schafe ab. Damit startete das erste Milchjahr und die Lieferung an den benachbarten Direktvermarkter.

Die Nische schafft Unabhängigkeit

Ulrike Sallinger sieht in der Bio­-Schafmilchproduktion viele Vorteile für ihren Betrieb. Einerseits ist sie vom allgemeinen Milchmarkt unabhängig und andererseits ist mit dem Nischenprodukt Bio­-Schafmilch eine bessere Preisgestaltung möglich. Die Milch wird von einem Kooperationsbetrieb in der Nachbarschaft verarbeitet und vermarktet. Diese Zusammenarbeit hat den Einstieg wesentlich erleichtert.

Gute Absprachen fördern die Zusammenarbeit

Die Umstellung auf Schafhaltung wurde von der gesamten Großfamilie gut mitgetragen. Im Nachhinein gesehen war für Ulrike Sallinger die Arbeitsaufteilung am
Betrieb die größte Herausforderung. Klare Arbeitsbereiche für alle Beteiligten und genaue Absprachen fördern die gute Zusammenarbeit ungemein.

 

Aktuelle Betriebsführung

Milchschafe

Derzeit werden am Betrieb Sallinger 80 Milchschafe gemolken. Die Milch wird an einen Kooperationspartner geliefert, der sie verarbeitet und vermarktet. Das Lammfleisch erhalten die Kundinnen und Kunden nach ihren Wünschen zerlegt und verpackt, dies erfolgt in Lohnschlachtung. Seit Kurzem stellt Ulrike Sallinger selbst auch unterschiedliche Würste und Leberkäse her. So kann sie die Wertschöpfung aus dem Lammfleisch deutlich steigern. Das Nebenprodukt Schafwolle wird als Dünger verkauft.

 

Arbeitszeit

Am ehemaligen Milchviehbetrieb waren eine Arbeitskraft in Vollzeit sowie eine weitere stundenweise beschäftigt. Am Milchschafbetrieb ist nun Ulrike Sallinger in Vollzeit tätig, ihre Schwiegereltern helfen halbtags mit. Auch ihr Mann hilft in seiner Freizeit am Betrieb, geht aber ansonsten Vollzeit auswärts arbeiten.

 

Grafik Arbeitszeit

 

Einkommen

Das Haushaltseinkommen der Schwiegereltern am Milchviehbetrieb stammte zu ungefähr 25 % aus der Land­ und Forstwirtschaft, der Großteil des Einkommens wurde außerlandwirtschaftlich erarbeitet. Nach der Übernahme durch die nachkommende Generation und der Umstellung auf Bio­Schafhaltung hat sich die Einkommenssituation geändert. 40 % des Haushaltseinkommens werden nun aus der Landwirtschaft erwirtschaftet, 60 % kommen aus einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit. Dabei macht der Schafmilchverkauf den größten Teil des landwirtschaftlichen Einkommens aus, der Lammfleischverkauf spielt derzeit noch eine untergeordnete Rolle.

 

Grafik Einkommen

 

Investitionen und arbeitswirtschaftliche Organisation

  • Landwirtschaftliche Maschinen waren vorhanden und können weiter genutzt werden.
  • Stallgebäude war vorhanden
  • Umbau des Stallgebäudes für die Schafhaltung inklusive Entfernen der Entmistung und Betonieren der Bodenfläche, Kosten: € 8.000
  • Errichtung von Melkstand und Melkanlage, Kosten: € 12.000
  • Einzäunung der Dauerweide (3 ha), Kosten: € 3.000
  • Ankauf von 40 Milchschafen, Kosten: € 6.400
  • Errichtung einer Kaltluft­-Heubelüftung in Eigenbau

 

Blick in die Zukunft

Derzeit ist am Betrieb noch alles im Wachsen und Werden. Die Hauptziele sind aber sicher eine möglichst geringe Abhängigkeit von anderen und eine höhere Wertschöpfung durch die Verarbeitung und Vermarktung der Milch am eigenen Hof. Auch die Lämmeraufzucht soll noch optimiert werden. Damit vom Schaf „nichts übrig bleibt“, möchte Ulrike Sallinger auch die Wolle in Zukunft selbst verarbeiten und vermarkten. Außerdem kann sie sich vorstellen, Schulkinder auf ihren Hof einzuladen und ihr Wissen weiterzugeben.